Auf großem Fuß

Wenn deine Füße groß sind oder ungleich lang – Steh zu deiner Einzigartigkeit

Wenn du große Füße hast, musst du dich klein machen.

Die Regenbogenpresse zeigt mit den Fingern drauf – unbarmherzig – unverhohlen. In Schuhgeschäften werden Frauen mit Schuhgröße über 40 mitleidig in den Keller geschickt, dorthin wo fantasielose Modelle in Extra-Large, ganz ohne Deko ausgestellt werden. XL geht dann bis Größe 43 – wenn nicht genau dieses Modell leider, leider schon weg ist.

Peinlich ist uns auch, wenn unsere Füße ungleich lang sind. Das ist schließlich nicht normal. Oder?

Was ist schon normal?

Sinnvoller ist die Frage: „Was ist für uns die richtige Größe?“ Um das herauszufinden, genügt es, wenn du nach unten kuckst. Unsere Füße haben genau die richtige Größe. Dazu müssen wir nur unsere Brille abnehmen. Die Brille, mit der wir uns mitleidslos begutachten. Jeden Pickel, jede Falte, jedes Speckröllchen unbarmherzig und überdeutlich in den Focus nehmen und uns selbst dahinter gar nicht mehr wahrnehmen.

Scham steht dir nicht: Sei einzigartig

Wir erzählen uns Märchen und glauben an sie

Wenn du in einem Blumenladen bist, wonach schaust du da? Auf kleine Blüten? Auf symmetrische Blüten? Auf Blüten mit gleichem Durchmesser? Darauf, dass der Farbverlauf übersichtlich, die Stängel gleich dick sind? Das würde uns nicht im Traum einfallen. Allerdings wurde uns auch nicht seit unserer Kindheit eingebläut, dass wir unser Augenmerk genau darauf richten sollten. Wir sind wahrscheinlich auch noch nie beschämt worden, wenn wir die „falschen“ Blumen verschenkt haben.

Ein Spaziergang im Freien zeigt uns, dass du in der Natur keine Symmetrie findest. Keine geraden Linien, keine exakt nach Größe geordneten Pflanzen. Und genau das lässt unser Herz jubeln. Schön! Außergewöhnlich, Wundervoll. Und wir – du – ich – sind ein Teil dieser wundervollen Schöpfung.

Warum unsere Füße ungleich lang sind

Und die Füße der meisten Menschen sind ungleich lang. Einen Grund dafür findest du in deinen Eingeweiden.

Ungleich lange Füße? Das liegt an den Organen

Organe und Füße

Unser anatomisches Grundwissen über Organe haben wir aus der Schule. 9 von 10 Befragten wissen ihr Herz am richtigen Platz. Nierengurte und der erhobene Zeigefinger bei bauchfreien T-Shirts in unserer Jungend, haben dafür Sorge getragen, dass wir ein ziemlich gutes Bild davon haben, wo am unteren Rücken rechts und links die Nieren sich anschmiegen. Die Leber? Hm… Da war zwar etwas mit der Laus, aber die hilft uns auch jetzt nicht. In Wissens-TV-Shows ist das ein beliebtes Spiel, Organe in einem Modell richtig anzuordnen. Ok. Die Leber liegt rechts, und wir haben nur eine davon, die ist dafür aber ganz schön schwer. Lungen sind wieder einfacher, die liegen irgendwo unterm Busen, schön geschützt im Brustkorb. Links zwei Lungenlappen (was für ein Wort?!) und rechts gleich drei.

Was ich damit ausdrücken will: Unser Leib ist scheinbar chaotisch gefüllt. Unterschiedliche Formen, Farben und Gewichte. Das kann sich nur ein Künstler ausgedacht haben. Das bedeutet aber auch, dass ungleicher Druck auf unser Becken und die Füße wirkt. Wenn du deine Füße schon mal vermessen hast lassen, weißt du, dass sie unterschiedlich sind. Unterschiedlich lang, breit und auch das Fußgewölbe ungleich hoch ist.

Unterschiedliche Füße

Bist du dann auch noch Rechtshänder und dazu meist auch Rechtsfüßler? Und überlege: hast du eine bevorzugte Seite, auf der du deine Handtasche trägst? Dann sind die Muskeln deiner Rechten Seite wegen der stärkeren Beanspruchung größer und wiegen auch mehr. Das wiederum wirkt sich auf unsere Faszien aus… (Mit welchem Bein steigst du morgens aus dem Bett?) Verhärtete, steife Muskeln beeinflussen deine Gelenke (Hüfte, Knie, Sprunggelenke) und somit kann auch ein Bein länger sein als das andere. Verletzungen, Schonhaltung und Narben wirken sich zusätzlich aus.

In Rita Fasels und Rüdiger Dahlkes Kartenset über Fußdiagnose kannst du mehr über die tiefere Bedeutung unterschiedlicher Füße erfahren. Schau dazu auch in die Schatztruhe.

Ungleiche Füße? Das liegt an deiner Schokoladenseite

Auch bei deiner Schulter hast du eine Schokoladenseite. Oder holst du wirklich im Wechsel mal mit links und dann mit rechts etwas von ganz oben aus dem Küchenschrank?

Jeder Mensch hat zwei Gesichter

Wenn du ein Portrait deines Gesichts senkrecht in zwei Hälften teils und spiegelst, ist die Überraschung groß. Erstaunlich ist jedoch, dass solche perfekten Gesichter unnahbar wirken. Künstlich und puppenhaft.

Warum bitteschön stören wir uns ausgerechnet bei unseren Füßen daran, dass sie unterschiedlich sind? Für das Gesicht geben die Deutschen ziemlich viel Geld aus. Wenn Füße deutlich unterschiedlich sind, macht es doch Sinn, dass wir einen kleinen Teil davon in maßgefertigte Schuhe oder für einen guten Schuster investieren.

Es liegt an dir

Du kannst entscheiden, wer du sein willst im Bezug auf deine scheinbaren Unzulänglichkeiten. Willst du dich wirklich weiter klein machen? Wofür? Für wen? Oder entscheidest du dich, zu deiner Größe zu stehen? Was daraus werden kann, siehst du am Beispiel von Sarah, die daraus ein Business mit Herz geschaffen hat. Die Welt braucht dich – so wie du bist.

Alles Liebe

Birgit

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10 Kommentare
  1. Katrin sagte:

    Liebe Birgit,

    was für ein wundervoller Blog. Ein wahres Schatzkästchen voll guter Tipps, Erkenntnissen und Lebensthemen. Körpergröße, Scham, verformte Nägel… nichts bleibt außen vor und wird so liebevoll und charmant von Dir ins Bewusstsein gerückt. Am symphatischsten ist mir die Bergschuhgeschichte. Hab jahrelang ignoriert, dass mein rechter großer Zeh nicht genug Platz im Schuh hat. Ist mir im Nachhinein ein Rätsel wie ich das so lange ausgehalten habe. Danke für Deine Ehrlichkeit. Es hat mir geholfen zu erfahren, dass es auch anderen so ergehen kann. Hab mir neulich erst neue Bergstiefel gekauft. Dieses Mal in einer 43 und alle Zehen haben gut Platz.
    Vielen Dank für Dein Geschenk an die Welt! Liebe Grüße,Katrin

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    • Birgit sagte:

      Liebe Katrin,
      du sprichst die Ehrlichkeit an. Ich habe mir lange Jahre selbst etwas vorgemacht. Mir einzugestehen, dass mein Körper nun mal so ist, wie er ist, fiel mir schwer. Genauso wie Selbstliebe. Heute bin ich milder mit mir, freundlicher. Dazu gehört auch, mich nicht dafür zu verurteilen, dass ich dazu so lange gebraucht habe. Und siehe da: irgendwie ist alles leichter, schöner, friedlicher.
      Alles Liebe und vergnübliche Stunden auf dem Berg
      Birgit

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  2. Christa Fleermann sagte:

    Liebe Birgit,
    ja, da bin ich! So einen schönen Blog habe ich noch nie gelesen!! ich weiß nicht einmal, wie ich darauf gekommen bin…..aber es gibt ja keine Zufälle. Habe mit großem Interesse die Seite „Beckenboden“ gelesen.
    Nach meiner Pensionierung im letzten Jahr (ich bin 66), habe ich sofort angefangen, NIA zu tanzen. Barfuß. Bei Uta Altmann in Münster. Wundervoll, kräftigend, schweißtreibend, energetisierend, glücklich machend! Tolle Musik.
    Dann noch Faszientraining ein Mal die Woche. Barfuß, mal wieder. Sich spüren. Trauer, Wut. Mehr Körperbewusstsein stellt sich ein. Leichtigkeit beim Gehen.
    Dazu jetzt noch dieser Blog!!!
    Manchmal wandern Gedanken zurück: hätte ich doch, warum habe ich nicht…usw. Ist doch Quatsch, oder? Jetzt ist es schön.

    Freu mich auf Dich.

    Christa

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    • Birgit sagte:

      Liebe Christa,
      ja, schön, dass du da bist. Und über deinen lieben Kommentar freue ich mich sehr! Es macht einfach Freude für Frauen wie dich zu schreiben.
      Alles Liebe
      Birgit

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  3. Die Vorleser sagte:

    Lieber Birgit,
    danke für den tollen Text, er ist wieder voller guter Tipps. Genau wie dein tolles Buch „Wenn Tango Leiden schaf(f)t“, was mir sehr gut gefallen hat und sehr hilfreich nicht nur in Sachen „Füsse“ ist. Ich freue mich, dass wir es in unserem Weihnachtsspecial bei den Vorlesern vorstellen dürfen.
    Noch eine schöne Advent,
    liebe Grüße
    von Gisela von den Vorlesern

    Antworten
  4. Edelgard Gruber sagte:

    Liebe Birgit, von Herzen Dankeschön! So wunderbar Deine Beiträge, ich achte bei meiner Arbeit ( Masseurin) jetzt noch viel mehr auf die Füße als vorher und kann so vieles verstehen. Auch bei mir….ich hatte mich gewundert, wie plötzlich nach der Geburt meines jüngsten Sohnes, mein linker Fuß größer war als der Rechte. Immer war der Rechte größer, im Schuhgeschäft hab ich nur den einen anprobiert und es passte. Jetzt verstehe ich warum <3 Lieben Gruß Edelgard

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    • Birgit sagte:

      Liebe Edelgard,
      du sprichst noch einen weiteren Grund an: während der Schwangerschaft und dann wieder in den Wechseljahren verändern sich unsere Füße. Das Bindegewebe gibt nach. Vielen Frauen ist das nicht bewusst. Füße verändern sich, wenn wir ihnen Aufmerksamkeit schenken. Deshalb sind einfühlsame Massagen wichtig. Und wie Rita Fasel mir mitteilte, verändern sie Form und Länge auch, wenn wir an unseren Themen arbeiten.
      Übrigens habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass sich auch unsere Gesichtszüge verändern, wenn wir uns liebevoll um unsere Füße kümmern. Füße sind ein Schlüssel für unsere Entwicklung zu integren, weiblichen, selbstbestimmten Frauen.
      Alles Liebe – Liebe alles
      Birgit

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  5. Edeltraud Breitenberger sagte:

    Liebe Birgit,
    ich danke Dir für diesen wertvollen Beitrag! Du sprichst mir so aus dem Herzen.

    Das mit den zwei unterschiedlichen Körperhälften erinnert mich an meine eigene Geschichte:
    Da ich mit meinem rechten Auge nicht zwinkern kann, meinte ein Heilpraktiker, er kann das mit Einrichten meiner linken Hüftseite ausgleichen. Das Ergebnis war, dass ich fast 1 Jahr lang an dieser Hüftseite Schmerzen hatte und sich aber nichts an meinen Bewegung der Augen veränderte. Damals war ich noch eher unbewusst, glaubte viel zu schnell und wollte vor allem noch perfekt sein. Ich wollte unbedingt auf beiden Körperseiten gleich sein. Heute akzeptiere ich meine Ungleichheit und finde es eher spannend etwas Unterschiedliches an meinem Körper zu entdecken und erfreue mich am Erforschen meines Körpers.
    Ansonsten sprichst Du mir so aus dem Herzen. Unsere Füße werden oft wie Stiefkinder behandelt – nicht zu uns gehörig und werden dadurch vernachläßigt. Auch möchte ich noch etwas zu großen Frauen sagen: So oft erlebe ich in meinen High Heels Workshops, dass große Frauen – oft schon ab 1.70 m – nicht zu ihrer Größe stehen und sich klein machen. Dadurch hat sich ein klassischer Rundrücken entwickelt, was nicht nur große Schmerzen bereiten kann, sondern auch eine dynamische Bewegung der Wirbelsäule und somit den ganzen Körpers sehr erschwert oder sogar unmöglich macht. Ein Bandscheibenvorfall ist dabei nicht selten. Das ist natürlich klar, weil die Bandscheiben dadurch zu sehr abgenutzt werden und die Nervenbahnen dann eingeklemmt werden. Nicht zuletzt bleibt dabei für einen eleganten Gang nicht viel Raum.
    Darum ist es so wichtig zu sich zu stehen und sich annehmen – mit allem was uns die Natur geschenkt hat. Denn das macht uns zu Individualisten und das unterstreicht unsere Einzigartigkeit!

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    • Birgit sagte:

      Liebe Edeltraud,
      danke, dass du deine Erfahrung mit uns teilst. Ich selbst habe übrigens erst letztes Jahr meine Bergschuhe weggeworfen und mir neue besorgt. Acht Jahre lang habe ich nicht wahrhaben wollen, dass mein linker Fuß nun einfach mal länger ist als der rechte. Obwohl der Zehennagel zuletzt blutunterlaufen war. Wie verrückt ist das eigentlich – bei einer mehrstündigen Bergtour die Zehen eines Fußes zu verkrampfen. Gut, dass du das mit der Körpergröße ansprichst. Als ich mit Tango anfing, habe ich allerhand seltsame Verrenkungen gemacht, um kleiner zu sein. Mit 1,74 und höheren Schuhen bin ich nun mal ziemlich groß. Dazu stehe ich jetzt. Die Zeiten von Entenpo, Rundrücken und gebeugten Knien ist vorbei. Übrigens auch dank deiner Hilfe.
      Alles Liebe
      Birgit

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  6. Heidi sagte:

    Asymmetrisch sind wir also.
    Und mal bin ich links, mal rechts – im politischen Sinne.
    Passt doch!
    Viele Grüße von mir
    und meinen Füßen – im Fußbad….

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