Sprunggelenk gebrochen

Wenn uns das Leben Auszeiten beschert…

Zwei Frauen gingen im Garten des Meisters spazieren. Kein Mensch kann stundenlang still sitzen. Beide waren erfolgreiche Geschäftsfrauen und wollten um Erlaubnis bitten, während ihres Aufenthaltes im Zenkloster, ihre E-Mails zu checken. Am nächsten Tag saß eine an einem lauschigen Platz vor ihrem aufgeklappten Laptop und die andere wurde wütend:
„Warum erlaubt er es dir und mir versagt er es?“

„Worum hast du gebeten?“ fragte die eine und klappte den Laptop zu. „Darf ich beim Meditieren meine E-Mails checken?“ Da lächelte die andere und riet ihr: „Frage lieber, ob du beim Beantworten deiner Anfragen meditieren kannst.“

Bist du immer auf dem Sprung?

Wenn wir durch Krankheiten, Unfälle oder andere scheinbare Ungerechtigkeiten ausgebremst werden, schickt uns das Leben ins „Zenkloster“. Und dann gilt es, die richtigen Fragen zu stellen. 

Denn es gibt Fragen, die das Leben enger machen. Warum muss das mir passieren. Solche Fragen führen uns ins Leid. Und es gibt Fragen, die innere Räume öffnen, uns Wege erschließen und Dinge erkennen lassen. Darum sind Auszeiten so wichtig. Und darum werden sie uns manchmal zwangsweise verordnet. – So wie meiner lieben Freundin Susan.

Es gibt Fragen, die innere Räume öffnen, uns Wege zu erschließen und Dinge erkennen lassen.

Wie wichtig nimmst du deine Wünsche?

Susan hat sich einen Traumurlaub gegönnt und verbrachte vier wundervolle Wochen und „einen Tag Zuviel“ an einem paradiesischen Ort. An diesem letzten Tag, den sie entgegen ihrer inneren Überzeugung aber aus Vernunftgründen angehängt hatte, passierte es. Susan brach sich das Fußgelenk. Was sich am Unfallort noch wie ein verstauchter Knöchel anfühlte, entpuppte sich nach der Röntgendiagnose als Weber-B-Fraktur.

Tipp: Bis zur ärztlichen Diagnose das Bein nicht belasten. An Flughäfen gibt es Rollstühle – Susan nahm dieses Angebot dankbar an.

Danach ging alles sehr schnell. Bereits am nächsten Tag wurde sie operiert und nach drei Tagen wieder aus dem Krankenhaus entlassen: „Ihre Angehörigen werden sich um sie kümmern.“ Naja, Angehörige waren nicht greifbar, deshalb habe ich meine Freundin nach Hause gebracht.

Tipp: Nutze die Zeit im Krankenhaus, lass dir ein Rezept für Lymphdrainage verschreiben und kümmere dich darum, dass der Therapeut ins Haus kommt.

Freundinnen und Angehörige versorgten Susan mit: einem Leihrollstuhl. Einem Betttisch, den frau nicht nur zum Frühstücken, sondern sehr gut für die Arbeit am Laptop nutzen kann. Einen wasserbeständigen Hocker für die Badewanne oder Dusche. Lebensmittel und alles, was eine Frau dringen benötigt, Blumen zum Beispiel.

Mit besagtem Rollstuhl schoben wir Susan am Abend der spektakulären Mondfinsternis in die Isarauen und verbrachten einen wundervollen Abend.

Für die kommenden sechs Wochen bekam Susan nach ihrem Urlaub eine weitere Auszeit verordnet. Sie durfte ihren Fuß kaum belasten und bewegte sich mit Krücken und Vorfußentlastungsschuh durch ihre Wohnung.

Tipp: Häufig benötigte Dinge, wie Schere, Brille, Telefon an einem festen und gut erreichbaren Platz deponieren.

Dankbar für das, was uns das Leben bietet

So eine Auszeit bietet natürlich genügend Gelegenheiten für ausgiebige Kaffeepäuschen. Während meine Freundin, den Fuß immer gut hochgelagert, meine Fragen beantwortet. Mich interessierte: „Was war deine größte Lernerfahrung?“  Susan massiert sanft die nun schon gut verheilte Narbe und antwortet nachdenklich: Die Zwangspause als Geschenk zu betrachten. Und sie verrät mir, dass sie sich während der vier Wochen Urlaub ausklinken und treiben lassen wollte. Einfach mal abschalten von der Hektik des Alltags. Doch leider kam dies viel zu kurz. Erst diese weiteren sechs Wochen boten ihr Gelegenheit, sich tiefer zu entspannen.

Susan liebt Yoga. So lange sie ihren Fuß nicht belasten kann, hat sie für uns einen anderen

Tipp: Im Sitzen tanzen. Strecken, dehnen, zu Musik mit ausladenden Bewegungen tanzen, das funktioniert auch im Sitzen. Probier das aus.

Weitere Tipps bekommst du in meinem Onlinekurs Fußlust, statt Fußfrust. Hier bekommst du u.a. Tipps, wie du deine Füße kräftigen und beweglich halten kannst, – selbst wenn du sie gerade nicht bewegen kannst oder willst.

Raum für neue Erfahrungen

Eine Auszeit bietet die Gelegenheit, dich mit neuen Dingen zu beschäftigen. Zweckfrei eine Sprache lernen. Tagebuch zu schreiben. Ein Bild malen…

„Und ich werde mich“, so verrät sie mir weiter, „mehr auf mein Bauchgefühl verlassen.  Dieser letzte Urlaubstag, erklärte sie mir, fühlte sich von Beginn an wie ein Fremdkörper an.“

Fazit:

Besonderen Herausforderungen kannst du wie einer Zen-Übung begegnen: Stell die richtigen Fragen. Übernimm die Initiative. Nimm dich und deine Wünsche und Bedürfnisse wichtig. Und dies nicht erst, wenn dir eine Zwangspause verordnet wird.

In diesem Sinne – alles Liebe und Grüße an die Füße

Birgit

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P.S. Susan bekam nach einem Jahr die Platte entfernt und war dazu ambulant im Krankenhaus. Obwohl nur ein kleiner Eingriff, war dennoch eine Narkose nötig. Sie hat noch einen weiteren Tipp: Eine Treckingsandale mitnehmen, denn sie konnte den Fuß zwar belasten, passte aber mit dem Verband nicht in ihre normalen Schuhe.

4 Kommentare
  1. Mahashakti Uta Engeln sagte:

    Den Sprunggelenken passiert immer wieder was, auch wenn es nicht gleich ein Bruch sein muss. Verstauchen reicht ja auch schon.

    Ich glaube, das hat viel damit zu tun, dass wir unsere Füße nicht mehr „richtig“ benutzen. Das macht sie schwach und empfindlich.

    Deshalb ist es in jedem Fall gut, seine Füße bewusst wahrzunehmen und immer wieder mit kleinen Übungen zu erfreuen. Das geht auch mitten im Alltag, und sogar zeitneutral. Beispielsweise in der Mittagspause in der Kantine (oder wo du so isst)

    Kostet keine Zeit, und tut richtig gut.
    Auch sehr gut geeignet für die Nachpflege nach einem Unfall.. Aber nicht nur. Auch gut zur Vorbeugung, damit man einfach einen festeren und sichereren Stand hat.

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    • Birgit sagte:

      Liebe Mahashakti, ganz richtig. Wir dürfen unserem Körper mehr zutrauen und ihn mehr fordern. Danke für den Tipp, auch die Mittagspause für Fußspielereien zu nutzen. Mit freundlichem Fuß – Birgit

      Antworten
  2. Gisela Schellbach sagte:

    Liebe Birgit,habe ich selbst erlebt,eine harmlose Wanderung,ausgerutscht,Sprunggelenk gebrochen.Eine Erfahrung,was kann ich alles,wer hilft mir,nichts ist selbstverständlich,welche Kraft schlummert in mir.Heute gehe ich wieder Bergwandern und geniesse..Gisela

    Antworten
    • Birgit sagte:

      Liebe Gisela,
      nichts ist selbstverständlich, schreibst du. Und du hast recht. Es gehört eine Portion Selbstverständnis – Selbstannahme dazu, Wünsche auszusprechen. Nicht nur anderen gegenüber, sondern auch sich selbst. Eine großartige Chance, um zu wachsen.
      Liebe Grüße – Birgit

      Antworten

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